25.08.15 | Psychiatrie <b>Achtung Redaktionen</b>: Freigabe ab heute, 25.08.2015, 14:00 Uhr
Politische Relevanz von Medienabhängigkeit - Bundesdrogenbeauftragte im Gespräch mit Experten
v.l.: Prof. Alexander Markowetz, Institut für Informatik der Universität Bonn, LWL-Krankenhausdezernent Prof. Dr. Meinolf Noeker, Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler, Klinikdirektor Prof. Stephan Herpertz, Leiter der Medienambulanz Dr. Bert te Wildt, und Prof. Christian Montag, Institut für Psychologie und Pädagogik der Universität Ulm.
Foto: Andreas Deffner/Bundesministerium für Gesundheit
¿Wir freuen uns, dass die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler in diesem Sommer in unserer Bochumer LWL-Klinik Station macht und das Gespräch mit den Experten sucht¿, so Prof. Dr. Meinolf Noeker, LWL-Krankenhausdezernent des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Neben Noeker wurde die Bundesdrogenbeauftragte heute Mittag (25.8.) von Klinikdirektor Prof. Stephan Herpertz, Oberarzt PD Dr. Bert te Wildt, Leiter der Medienambulanz, Prof. Alexander Markowetz, Institut für Informatik der Universität Bonn, und Prof. Christian Montag, Institut für Psychologie und Pädagogik der Universität Ulm, in Empfang genommen. Bei einer Führung durch die Klinik machte sie sich persönlich ein Bild von der Arbeit der Medienambulanz und konnte sich im Gespräch mit einem Betroffenen davon überzeugen, dass die modernen Behandlungskonzepte der Bochumer Klinik Wirkung zeigen. ¿Uns ist sehr daran gelegen, unsere Projekte vorzustellen und uns über Perspektiven hinsichtlich der Behandlung und Prävention von Internetabhängigkeit auszutauschen¿, betont der Leiter der Medienambulanz. ¿Es ist wichtig, auch über die gesundheitlichen Gefahren des Internets zu reden.¿
Seit vielen Jahren befasst sich te Wildt mit Abhängigkeitsphänomenen rund um Cybersex, Online-Spielsucht und Social Media und stellt fest, dass es Erwachsene wie Kinder krank machen kann. Zu seinen Patienten zählen vor allem junge Menschen, die zudem noch unter Depressionen leiden und schlimmstenfalls sogar suizidal sind. Seine wissenschaftlichen Beobachtungen und Erfahrungen als Mediziner hat er in diesem Jahr in einem Buch zusammengefasst: ¿Digital Junkies ¿ Internetabhängigkeit und ihre Folgen für uns und unsere Kinder¿. In die Mediensprechstunde kommen unter anderem online-spielsüchtige Heranwachsende ab 18 Jahren, die bis zu 16 Stunden am Tag ununterbrochen spielen. Sie vernachlässigen ihre Körperpflege, Ernährung und Gesundheit, haben soziale Probleme im persönlichen Umfeld und sind nicht mehr in der Lage, Leistungen in Schule, Ausbildung und Beruf zu erbringen.
¿Fest steht, dass die Betroffenen dringend einer Therapie bedürfen, Behandlungsangebote allerdings noch rar sind¿, konstatiert te Wildt. Seitens der Kostenträger fehlt überdies noch die vollständige diagnostische Anerkennung der Internetabhängigkeit als eigenständiges Krankheitsbild.
Dass Potenzial auch in den digitalen Technologien selbst steckt, um Menschen darin zu unterstützen, sich vor Internetabhängigkeit zu schützen oder zu befreien, zeigen die bemerkenswerten Forschungsansätze von Prof. Markowetz und Prof. Montag. Auf dem Gebiet der Psychoinformatik haben sie vor allem mit der Entwicklung der App ¿Menthal¿ Aufsehen erregt. Mit ihrer Hilfe können die Nutzer von Smartphones ein Bewusstsein und eine Kontrolle über exzessive oder süchtige Verhaltensweisen erlangen. Tools dieser Art können somit sowohl in der Prävention als auch in der Therapie von Internetabhängigen einen nachhaltigen Beitrag leisten.
Fazit: Das heutige Treffen von Politik, Informatik, Psychologie und Medizin ergab richtungsweisende Aufschlüsse zu innovativen Lösungen und Perspektiven bei der Behandlung von Internetabhängigkeit.
Weitere Informationen zu den Aktivitäten der Experten sind im Internet abrufbar:
http://www.drogenbeauftragte.de/index.php?id=2942
http://www.lwl-uk-bochum.de/klinik-fuer-psychosomatische-medizin-und-psychotherapie
http://www.iai.uni-bonn.de/~alex/
http://www.uni-ulm.de/index.php?id=58033
Pressekontakt
Rosa Sommer, LWL-Universitätsklinikum Bochum, Telefon: 0179 4645487, rosa.sommer@t-online.de. und Karl G. Donath, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
Der LWL im Überblick
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 21.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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