22.07.15 | PsychiatrieFünf Jahre nach dem Loveparade-Unglück
LWL-Traumaexperten helfen, die Schreckensbilder zu überwinden
Dr. Alexandra Dittmann-Balcar ist Traumatherapeutin in der LWL-Institutsambulanz in Marsberg. Foto: LWL
Nutzungsrechte und Download
Marsberg (lwl). Am 24. Juli jährt sich die Duisburger Loveparade-Katastrophe zum fünften Mal. Die juristische Aufarbeitung dauert an. Mit dem traurigen Jubiläum des Tages, an dem 21 junge Menschen in drangvoller Enge den Tod fanden und fast 600 zum Teil schwer verletzt wurden, sind auch die Bilder und Medienberichte wieder allgegenwärtig. Eine Entwicklung, die Dr. Alexandra Dittmann-Balcar sehr kritisch sieht: ¿Wenn sämtliche Medien nun wieder über die Katastrophe berichten, kann das durchaus dazu führen, dass bei Überlebenden und Angehörigen die schrecklichen Erinnerungen wieder hochkommen¿, sagt die Traumatherapeutin aus der Institutsambulanz des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Marsberg.
Gerade darum, solche Erinnerungen möglichst schnell zu verarbeiten, geht es in der Traumatherapie. Anders als niedergelassene Ärzte und Therapeuten können Traumaambulanzen wie in Marsberg in der Regel innerhalb von 24 bis 72 Stunden nach dem belastenden Ereignis ein erstes Gespräch anbieten. ¿Betroffene müssen nicht erst wochen- oder gar monatelang auf einen Therapieplatz oder ¿termin warten¿, sagt Dittmann. ¿Das ist unsere große Stärke.¿ Denn gerade in den ersten Stunden, Tagen und Wochen nach einem Unglück oder einer Gewalttat sei es wichtig, die Selbstheilungskräfte der Betroffenen zu aktivieren und zu unterstützen.
Betroffene haben Sorge, den Verstand zu verlieren
Angesichts von Schock und Trauer machen viele Opfer und Hinterbliebene die Erfahrung eines völligen Kontrollverlusts ¿ plötzlich ist nichts mehr so, wie es einmal war. ¿Die Betroffenen haben Sorge, den Verstand zu verlieren¿, sagt Dittmann. ¿Sie kennen sich selbst nicht mehr.¿ Das sei eine der schlimmsten Vorstellungen für einen erwachsenen Menschen, dessen Wesen sich gerade darauf gründet, Situationen stets auf irgendeine Art und Weise kontrollieren zu können. Erstes Ziel der Akuttherapie in Traumaambulanzen ist es daher, Betroffenen dabei zu helfen, ihre körperlichen und psychischen Reaktionen wie Herzrasen, Unruhezustände und Konzentrationsschwierigkeiten als eine normale Reaktion auf ein belastendes Ereignis einzuordnen.
Gravierende Folgen unverarbeiteter Traumata
Den meisten Menschen gelingt es, traumatische Ereignisse zu verarbeiten ¿ auch dank der Unterstützung durch Freunde und Familie. Bei anderen dauert das Leiden an. Und es verändert sich. ¿Kurz nach dem Schlüsselereignis stehen die körperlichen Reaktionen und der Schock im Vordergrund¿, erklärt Dittmann. ¿Wird eine Situation jedoch nicht verarbeitet, genügen später oft kleinste Auslöser wie Gerüche oder Geräusche, damit die Patienten die Situation wieder und wieder durchleben müssen.¿ Die wummernden Bässe von Technomusik, große Menschenmengen, Tunnel. ¿Betroffene versuchen zunehmend, alles zu vermeiden, was sie an die Situation erinnert. Gelingt das nicht, läuft häufig der ganze Traumafilm in der Erinnerung wieder ab.¿ Die Folge: Ängste und Depressionen, Suchterkrankungen, Arbeitsunfähigkeit und körperliche Folgeschäden wie Herzerkrankungen.
Traumaambulanzen als erste Anlaufstelle
In Einrichtungen wie der LWL-Traumaambulanz in Marsberg versuchen Therapeuten deshalb, das Entstehen einer solchen Posttraumatischen Belastungsstörung von vorneherein zu verhindern. Jeder, der Opfer eines Unfalls, einer Gewalttat oder einer Katastrophe wie in Duisburg ist, hat hier eine erste Anlaufstelle. Dem einen helfen bereits zwei bis vier Therapiesitzungen, andere werden über Monate begleitet.
Die Ansicht, dass ein Gerichtsverfahren etwa den Hinterbliebenen der Loveparade-Opfer helfe, die traumatische Erfahrung zu verarbeiten, teilt Dittmann nur bedingt. ¿Wenn jemand vor fünf Jahren in Duisburg sein Kind verloren hat, dann geht es ihm in erster Linie häufig darum, Gewissheit über die letzten Minuten zu bekommen¿, sagt sie. ¿Auch mit der Hoffnung, dass das Kind nicht leiden musste.¿ Ein Prozess würde wohl kaum Antworten auf diese Frage bringen können. ¿Da geht es eher um Verantwortlichkeiten und Planungsfehler.¿ Und wer damals selbst vor Ort gewesen sei, der laufe immer wieder Gefahr, durch Bilder, Ton- und Videoaufnahmen von Erinnerungen überwältigt zu werden, die er vorher im Alltag schon gut verarbeiten konnte.
Hintergrund:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) betreibt ein Netz von 12 Traumaambulanzen in Bochum, Dortmund, Hamm, Herten, Höxter, Iserlohn, Marsberg, Meschede und Paderborn. In Dortmund, Hamm und Marsberg werden auch Kinder und Jugendliche behandelt. Darüber hinaus gibt es in Westfalen-Lippe noch acht derartige Einrichtungen in anderer Trägerschaft (s. angehängtes PDF-Dokument). Dort halten sich ärztliche und psychologische Fachleute wie Dr. Alexandra Dittmann-Balcar bereit. Sie leisten die psychiatrische Versorgung nach individuellen Traumata wie Vergewaltigungen oder Unfällen, aber auch nach so genannten Großschadenereignissen wie der Loveparade-Katastrophe oder zuletzt dem Marsberger Schützenfest-Unglück. Die Finanzierung der Behandlung übernehmen meistens die Krankenkassen, bei Arbeitsunfällen die Berufsgenossenschaften. Für Opfer von Gewalttaten trägt nach dem Opferentschädigungsgesetz in der Regel das LWL-Amt für soziales Entschädigungsrecht die Kosten.
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 21.000
Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen,
20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für
Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten-
und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit
wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen
Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die
Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein
Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
Die zum Download angebotenen Fotos dürfen nur mit Fotonachweis und gemeinsam mit der Pressemitteilung oder dem Thema verwendet werden, in deren Zusammenhang sie veröffentlicht wurden. Eine gesonderte Verwendung der Fotos ist nicht gestattet. Bei Ausstellungen ist die Reproduktion nur im Rahmen der aktuellen Berichterstattung zur Ausstellung erlaubt. Bei einer anderweitigen Nutzung sind Sie verpflichtet, selbständig die Fragen des Nutzungsrechts zu klären.
Anleitung zum Herunterladen
Klicken Sie bitte mit der linken Maustaste auf das Foto, um es zu vergrößern. Anschließend können Sie das Foto mit der rechten Maustaste speichern.
Auf Touch-Geräten tippen Sie auf das Foto, um es zu vergrößern. Mit einer längeren Berührung des Fotos können Sie es anschließend herunterladen.
Ihr Browser ist nicht mehr zeitgemäss!
Updaten sie ihren Browser um diese Webseite richtig betrachten zu können.
Auf unseren Internetseiten verwenden wir Cookies. Ein Cookie ist eine Textinformation, die die besuchte Website über den Webbrowser auf dem Computer des Betrachters („Client“) platziert. Der Cookie wird entweder vom Webserver an den Browser gesendet oder von einem Skript (etwa JavaScript) in der Website erzeugt. Der Client sendet die Cookie-Information bei späteren, neuen Besuchen dieser Seite mit jeder Anforderung wieder an den Server. Um Ihnen eine angenehmere Erfahrung zu bieten, nutzen wir Cookies beispielsweise zum Speichern Ihrer Spracheinstellungen oder zur Erhebung von anonymen statistischen Daten, mit welchen wir das Besuchererlebnis/die Ergonomie auf unseren Online-Diensten optimieren können.
Cookies helfen uns dabei, unser digitales Angebot besser zu gestalten. Dabei setzen wir eigene Cookies und Cookies von Drittanbietern wie z.B. YouTube oder Google ein.
Sie können hier oder in Ihren Browsereinstellungen das Setzen von technisch nicht erforderlichen Cookies einschränken, verhindern oder widerrufen. Sie können auch die automatische Löschung von Cookies bei der Schließung des Browserfensters veranlassen. Weitere Informationen zu den eingesetzten Cookies und der Verarbeitung Ihrer Daten erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Unten finden Sie die Cookies in Kategorien aufgeteilt, wobei Sie die Kategorie mittels Opt-in aus- oder abwählen können.
Diese Cookies und Services sind nötig, damit Sie unsere Online-Dienste besuchen und deren Features verwenden können. Ohne sie können zum Beispiel Services wie Login (Sessions), Spracheinstellungen, Einkaufswagen und Privacy-Einstellungen sowie sicherheitsrelevante Services nicht bereitgestellt werden. Mit Ausnahme des Logins (Sessions), werden keine schützenswerten Informationen gesammelt, welche Sie identifizieren können. Die Verwendung der unbedingt (technisch) erforderlichen Cookies können Sie nicht abwählen, da ohne diese eine Nutzung der Seite nicht möglich ist (vgl. § 25 Abs. 2 TTDSG).
lwl-tutorial
Notwendig für die Navigation durch die Seitenebenen zur Anzeige der Unterseiten in der Navigation.
Lebenszeit: Dauerhaft
django_language
Bestimmt die bevorzugte Sprache des Besuchers. Ermöglicht der Webseite, beim erneuten Besuch des Besuchers die bevorzugte Sprache festzulegen.
Lebenszeit: 1 Jahr
csrftoken
Hilft, Cross-Site Request Forgery- (CSRF-) Angriffe zu verhindern.
Lebenszeit: 1 Jahr
Facebook Pixel
Mit Ihrer Einwilligung verwenden wir die Open-Source-Software Matomo zur Analyse und statistischen Auswertung der Nutzung der Website. Hierzu werden Cookies eingesetzt. Die dadurch erhaltenen Informationen über die Websitenutzung werden ausschließlich an unsere Server übertragen und in Nutzungsprofilen zusammengefasst. Eine Weitergabe der erfassten Daten an Dritte erfolgt nicht. Die IP-Adressen werden anonymisiert (IPMasking), sodass eine Zuordnung zu einzelnen Personen nicht möglich ist. Die Verarbeitung der Daten erfolgt auf Grundlage Ihrer Einwilligung nach Art. 6 Abs. 1 S. 1 lit. a DSGVO.
_pk_id*
Erfasst Statistiken über Besuche des Benutzers auf der Website, wie z.B . die Anzahl der Besuche, durch schnittliche Verweildauer auf der Website und welche Seiten gelesen wurden.
Lebenszeit: 1 Jahr
Domäne: piwik.lwl.org
_pk_ses*
Wird von Piwik Analytics Platform genutzt, um Seitenabrufe des Besuchers während der Sitzung nach zu verfolgen.
Lebenszeit: 1 Tag
Domäne: piwik.lwl.org
_pk_ref.*
Speicherung der ID der Herkunftsseite (referrer ID)
Lebenszeit: 6 Monate
Domäne: https://piwik.lwl.org/piwik/piwik.js
NID
Wird verwendet, um YouTube-Inhalte zu entsperren.
Lebenszeit: 6 Monate
Domäne: google.com
PREF
Dieses cookie speichert Ihre Präferenzen und andere Informationen, insbesondere bevorzugte Sprache, wie viele Suchergebnisse auf Ihrer Seite angezeigt werden sollen und ob Sie den SafeSearch-Filter von Google aktivieren möchten oder nicht.
Lebenszeit: 2 Jahre
Domäne: .youtube.com
CONSENT
Lebenszeit: 6 MONATE
Domäne: .youtube.com
VISITOR_INFO1_LIVE
Hierbei handelt es sich um ein Cookie, das YouTube setzt, um die Bandbreite des Nutzers zu berechnen.
Lebenszeit: 6 Monate
Domäne: .youtube.com
YSC
Registriert eine eindeutige ID, um Statistiken der Videos von YouTube, die der Benutzer gesehen hat, zu behalten.