21.07.15 | Maßregelvollzug Platzmangel und Sprachbarrieren
LWL-Tagung: Probleme in der Behandlung suchtkranker Straftäter
Die Organisatoren und Referenten der 2. LWL-Fachtagung "Maßregelvollzug und Sucht" an der LWL-Klinik Herten. Ausführliche Bildunterzeile am Ende des Pressetextes.
¿Der Belegungsdruck ist ein bundesweites Problem und damit eine Herausforderung, der nicht nur wir uns in unseren LWL-Maßregelvollzugskliniken stellen müssen. Daher ist es sinnvoll, sich über Träger- und Landesgrenzen hinweg auszutauschen¿, sagt Dr. Bernd Dimmek, Leiter der Forschungsgruppe ¿Sucht¿ des LWL-Maßregelvollzugs. Diese hatte kürzlich zu einem interdisziplinären Austausch eigeladen ¿ zur 2. Fachtagung ¿Maßregelvollzug und Sucht¿ der LWL-Maßregelvollzugsabteilung Westfalen.
Rund 100 Fachleute aus den Bereichen Maßregelvollzug, Strafvollzug, Justiz, Sicherungsverwahrung und allgemeiner Suchthilfe kamen dazu in die LWL-Klinik Herten. In verschiedenen Fachvorträgen berichteten Experten unter dem Tagungstitel ¿Was wirkt? Im Spannungsfeld zwischen Motivation und Verweigerung¿ über ihre Erfahrungen in der therapeutischen Behandlung von suchtkranken Straftätern.
Dr. med. Herbert Steinböck, Chefarzt und Maßregelvollzugsleiter am Isar-Amper-Klinikum München-Ost (Kliniken des Bezirks Oberbayern), machte in seinem Vortrag auf die gestiegene Zahl von untergebrachten suchtkranken Straftätern mit Migrationshintergrund und die damit gewachsenen Herausforderungen an den Maßregelvollzug aufmerksam. In den 1980er Jahren hatten etwa vier bis fünf Prozent der untergebrachten suchtkranken Straftäter einen Migrationshintergrund, heute liege der Prozentsatz zwischen 20 und mehr als 30 Prozent, sagte Steinböck. ¿Im Isar-Amper-Klinikum München-Ost hat mittlerweile sogar fast jeder zweite untergebrachte suchtkranke Straftäter einen Migrationshintergrund¿.
Im Klinikum München-Ost stelle man sich dieser Entwicklung, indem zum Beispiel bei Neueinstellungen darauf geachtet werde, dass Mitarbeiter neben Deutsch und Englisch auch andere Sprachkenntnisse mitbringen. ¿Inzwischen hat etwa ein Drittel unserer Mitarbeiter einen interkulturellen Hintergrund; das Sprachenspektrum umfasst Kroatisch, Serbisch, Türkisch und Polnisch¿, so Steinböck. Dies sei eine große Hilfe bei der Behandlung der Patienten. Dennoch bleibe für eine erfolgreiche Therapie das Verstehen und Sprechen der deutschen Sprache eine wichtige Voraussetzung. Daher investiere das Klinikum rund 60.000 Euro pro Jahr in Deutschkurse. Steinböck: ¿Das hat sich bewährt. Die Patienten, die in den Deutschkursen gute Fortschritte machen, machen auch in der Therapie gute Fortschritte.¿
Ausführliche Bildunterzeile:
Die Organisatoren und Referenten der 2. LWL-Fachtagung "Maßregelvollzug und Sucht" an der LWL-Klinik Herten (v.l.): Dr. Ulrich Kemper (LWL-Klinikum Gütersloh), Dr. Herbert Steinböck (Isar-Amper-Klinikum München-Ost), Prof. Dr. Dr. Thomas Schnell (Medical School Hamburg), Dr. Bernd Dimmek (Forschungsgruppe ¿Sucht¿ des LWL-Maßregelvollzugs), Dr. Jan Querengässer (Zentrum für Psychiatrie Reichenau), Elke Harzhauser (Sozialmedizinisches Zentrum Ost - Donauspital, Wien), Anja Mercedes Westendarp (AWO-Psychiatriezentrum, Königslutter), Sabrina Wiecek (LWL-Maßregelvollzug), Doris Sarrazin (LWL-Koordinationsstelle Sucht), Dr. Janine Breil, Markus Stremmel-Thoran (Behandlungszentrum Deerth, AWO). Foto: LWL/Hannig
Dr. med. Herbert Steinböck, Chefarzt und Maßregelvollzugsleiter am Isar-Amper-Klinikum München-Ost (Kliniken des Bezirks Oberbayern).
Foto: LWL/Hannig
Pressekontakt
Bianca Hannig, LWL-Maßregelvollzug, 0251 591-3476 und Karl G. Donath, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 21.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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