22.05.15 | Kultur Halbzeit für Rekonstruktionsbau in Haltern am See
Römerpark Aliso: Richtfest auf der Holz-Erde-Mauer
Landesrätin Judith Pirscher vom LWL-Bau- und Liegenschaftsbetrieb (2.v.l.) und Landesrätin Dr. Barbara Rüschoff-Thale als LWL-Kulturdezernentin beschlossen mit kräftigen Hammerschlägen und einigen Schnäpsen traditionsgemäß das Richtfest für den Nachbau der Holz-Erde-Mauer im geplanten Römerpark Aliso in Haltern am See.
Foto: LWL/Burgemeister
Gefeiert wurde modern, nach den traditionellen Gepflogenheiten der Zimmerleute und beteiligten Handwerker: LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale und LWL-Baudezernentin Judith Pirscher nahmen die Hämmer in die Hände und schlugen kräftig zu. ¿An historischer Stelle sollen Schritt für Schritt weitere Gebäude, die archäologisch ausgegraben und wissenschaftlich untersucht werden, originalgetreu neu entstehen¿, schilderte Rüschoff-Thale.
Die ersten Ideen für das in Westfalen einmalige Projekt reicht bis in das Ende der 1980er Jahre zurück. Den Beschluss für die Realisierung fasste die LWL-Landschaftsversammlung 2007. Es mussten Flächen erworben, Konzepte entworfen und Ausgrabungen als wissenschaftliche Basis durchgeführt werden. So fanden seit dem 1. Spatenstich im April 2012 zunächst sieben Grabungskampagnen über insgesamt 87 Wochen hinweg statt. Die Archäologen bewegten ca. 6.000 Kubikmeter Boden auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern. Dabei kamen auch Überraschungen zum Vorschein: Ein Gebäude südlich des Tores, das als Wachgebäude gedeutet wird, und eine Anlage von hölzernen Wasserbecken in einem Bauwerk, dessen Funktion noch nicht eindeutig geklärt ist.
So gab der Halterner Boden Schritt für Schritt Erkenntnisse darüber frei, wie Lagerumwehrung und Torgebäude einschließlich der vorgelagerten Spitzgräben ausgesehen haben könnten. Der niederländische Architekt und Bauforscher Dr. Kees Peterse übersetzte die archäologischen Erkenntnisse in eine Rekonstruktionsplanung.
Seit Herbst 2014 laufen die konkreten Arbeiten: Die Baustelle wurde vorbereitet, im Frühjahr fertigten Sägebetrieb und Zimmerei die Bauteile aus Eichenholz an. Moderne Beton-Fundamente wurden gegossen, um dem ersten Bauwerk des künftigen Römerparks lange Haltbarkeit zu verleihen. ¿Insgesamt wurden hier seit März 175 Kubikmeter Holz, 30 Kubikmeter Bretter und Bohlen, 2.000 Holznägel und 14.000 geschmiedete Eisennägel verarbeitet ¿ mit den Techniken, die auch die Römer verwendeten¿, beschreibt Pirscher den Materialeinsatz.
Hatten die Römer die Arbeitskraft von bis zu 5.000 Soldaten zur Verfügung, arbeiten die modernen Handwerker mit Motorkraft, Kränen und PS. Das 96 Meter lange Bauwerk ist bis zu acht Metern hoch, dort wo die Türme aufragen. Allein ein Torflügel wiegt 500 Kilogramm. Die Pfosten wurden wie schon bei den Römern von Hand mit dem Beil bearbeitet.
In den nächsten Wochen werden noch die Spitzgräben ausgegraben und befestigt. Hieran beteiligen sich Halterner Schüler, indem sie wie Archäologen die Erde nach Überresten aus der römischen Zeit mit dem Sieb durchsuchen. Damit auch Menschen mit Behinderung den Ausblick von der Lagerumwehrung hinab zur Lippe geniessen können, wird Richtung Norden eine 60 Meter lange Rampe aus dem gleichen Material an den Rekonstruktionsbau angefügt.
Weitere Arbeiten wie die Herrichtung der Freianlagen, Fußwege, Zäune und Beleuchtung sollen bis Oktober fertig gestellt sein. Geplant ist die offizielle Eröffnung von Holz-Erde-Mauer und Torbau für den Spätsommer. Dieser erste Abschnitt kostet insgesamt ca. 1,2 Millionen Euro.
Die beiden Landesrätinnen hatten sichtlichen Spaß an der Umsetzung der Zimmermannstraditionen.
Foto: LWL/Burgemeister
Viele Gäste erkundeten den Rekonstruktionsbau und genossen die hervorragende Aussicht auf die Umgebung.
Foto: LWL/Burgemeister
Ein zünftiger Spruch muss sein: Die Handwerker setzten auch diese Tradition beim Richtfest auf der Holz-Erde-Mauer um.
Foto: LWL/Burgemeister
Pressekontakt
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Katja Burgemeister, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-8921.
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