09.04.15 | Psychiatrie Parkinson-Erkrankung: ¿Behandlungsmöglichkeiten werden immer besser¿
Welt-Parkinson-Tag (11.4.): LWL-Experte zu Ursachen und Therapiefortschritten
Herr Dr. Mandrysch, welche Ursachen führen zu Morbus Parkinson?
Mandrysch: ¿Es gibt genetische, also angeborene Ursachen - wesentlich häufiger werden jedoch umweltbedingte Einflüsse als Ursache in Frage kommen. Hier werden in Fachkreisen virale Einflüsse, aber auch toxische Ursachen diskutiert. Bekannt ist zum Beispiel die giftige Wirkung von Mangan, das bei Bergleuten in den 1950er Jahren zu zahlreichen Erkrankungen geführt hat. Auch bestimmte Pestizide, die heute nicht mehr verwendet werden, können Parkinson auslösen. So ist Parkinson im Weinbau in Frankreich als Berufskrankheit anerkannt. Hat man früher Parkinson als eine primäre Erkrankung des Gehirns eingestuft, wissen wir mittlerweile, dass die Erkrankung ihren Ursprung im Nervengewebe im Darm hat. Diese Erkenntnis macht es wahrscheinlicher, dass eben äußere Einflüsse die Erkrankung auslösen.¿
Gibt es ein Mittel gegen die Parkinson-Krankheit?
Mandrysch: ¿Im eigentlichen Sinne nicht. Wir können mit unterschiedlichen Medikamenten, aber auch mit operativen Eingriffen - unterstützt durch Logopädie, Physiotherapie und Ergotherapie - bislang nur die Symptome der Erkrankung behandeln, nicht aber den Kern der Erkrankung selbst. Dennoch: Die Behandlungsmöglichkeiten werden immer besser. Die Mittel, die uns heute zur Verfügung stehen, sind mit dem Stand der Wissenschaft vor zehn Jahren nicht vergleichbar. Ich denke, dass diese Entwicklung weiter rasant fortschreitet, was in meinen Augen durchaus Hoffnung für die Betroffenen machen kann.¿
Muskelzittern und eine gekrümmte Haltung sind typische Symptome. Hat Parkinson auch noch weitere Auswirkungen auf die Erkrankten?
Mandrysch: ¿Parkinson ist eines der vielschichtigsten Krankheitsbilder, die es gibt. Neben den motorischen Beeinträchtigungen wie Zittern, Muskelsteifigkeit und verminderter Beweglichkeit reicht die Bandbreite der Symptomatik von der Parkinsondemenz über Verhaltensstörungen wie Hypersexualität und Esssucht bis hin zu vegetativen Funktionsstörungen wie zum Beispiel Herz-Kreislaufstörungen. In der Behandlung ist es äußerst wichtig, die Vielschichtigkeit der Symptome zu kennen und diese auch bei den Betroffenen zu erkennen. Manche Symptome sind so sehr schambesetzt, dass diese im Gespräch nicht vom Patienten oder Angehörigen geschildert werden. In meinen Vorträgen bin ich immer wieder erstaunt, wie wenig Angehörige und Betroffene, aber auch Ärzte von der Vielschichtigkeit dieser Erkrankung wissen.¿
Hintergrund
¿ Die Abteilung für Neurologie der LWL-Klinik Lengerich besteht seit 1956 und ist die einzige Abteilung der Klinik, die sich nicht primär mit psychiatrischen Krankheitsbildern befasst, sondern mit den organischen Erkrankungen des menschlichen Nervensystems. Neben einer Schlaganfallstation und einem Multiple-Sklerose-Zentrum liegt ein Schwerpunkt der Abteilung auf der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Morbus Parkinson. Mittlerweile entwickelt sich die Lengericher Abteilung zu einem überregionalen Parkinsonzentrum.
¿ Der Name Parkinson geht zurück auf den englischen Arzt James Parkinson, der 1817 die Erkrankung erstmals beschrieb.
¿ Prominente Betroffene in Deutschland sind der Kabarettist Ottfried Fischer und der kürzlich verstorbene Fußballtrainer Udo Lattek. Auch Papst Johannes Paul II., Boxer Muhammed Ali und der US-Schauspieler Robin Williams litten an Parkinson.
Pressekontakt
Karl G. Donath, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
Der LWL im Überblick
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 21.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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