01.04.15 | Kultur Dem ¿New Pott¿ auf der Spur
Pino Bertelli fotografiert Hattingen
2012 folgte das LWL-Industriemuseum einer Einladung aus dem toskanischen Piombino zu einem Festival, das sich auch mit der Zukunftsgestaltung der Region befasste. Größter Arbeitgeber mit bis zu 10.000 Beschäftigten war in der Küstenstadt, die Heimat für 35.000 Menschen ist, das Stahlwerk Lucchini. Damals kämpfen noch 2.500 Hüttenwerker um ihre Arbeitsplätze. Seither wurde der Hochofen ausgeblasen, die Hütte an ein algerisches Unternehmen verkauft. Wie wird die Zukunft dieser Stadt aussehen? Welche Rollen werden dabei Produktion und Schwerindustrie spielen? Gibt es ein Leben nach der Hütte? Mit solchen Fragen rückten Orte des Strukturwandels in den Fokus der Region, auch das Ruhrgebiet, auch Hattingen. Die Stadt an der Ruhr zeigt deutliche Parallelen zu Piombino auf. Vielmehr zeigte, denn der Weg, den die Region heute beschreitet, ist Hattingen bereits 25 Jahre zuvor gegangen. Wie sieht eine Stadt aus, die diesen schwierigen Prozess in großen Teilen hinter sich hat? Eine schöne neue Welt, auch Wunden, die nicht heilen wollen? Erleichterung und Freude über das Neue oder Stolz auf das Gewesene ¿ oder beides?
Das LWL-Industriemuseum ist gespannt, was dieser ¿andere Blick¿ entdecken mag. ¿Wundern sie sich also nicht, wenn ihnen über die Ostertage ein mit Kameras behangener Tross über den Weg läuft¿, warnt LWL-Museumsleiter Robert Laube vor. Pino Bertelli arbeitete selbst 25 Jahre auf der Hütte. Seit der Begegnung des Sechzehnjährigen mit dem Poeten und Regisseur Pier Paolo Pasolini lebt er aber für Film und Fotografie und nach einem Arbeitsunfall auch von der Fotografie. Sein Atelier ist die Straße und so nennt er sich selbst ¿Straßenfotograf¿. Bettler, Polizist, Händler, Arbeiter¿ Bertelli will den Menschen hinter seinen Zuschreibungen entdecken. ¿Ein Fotograf ist immer ein Seelenräuber. Aber da ich den fotografierten Menschen respektvoll, liebevoll und kameradschaftlich begegne ¿ sei es eine Dirne, ein Universitätsprofessor oder ein Kohlenhändler, ein Schriftsteller oder ein Häftling ¿ verstehen sie immer, dass ich ihre Menschenwürde und nicht ihre Rolle wiedergebe¿, sagt Bertelli.
Robert Laube bittet: ¿Hattingen, sei ein guter Gastgeber. Und freue dich auf Bertellis Ausstellung Uomo e Macchina ¿ Mensch und Maschine ¿ ab dem 22. Mai.¿ In der Ausstellung werden auch Auszüge aus Bertellis ¿New Pott¿-Serie (Arbeitstitel) zu sehen sein.
Pressekontakt
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Telefon: 0231 6961-127
Der LWL im Überblick
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 21.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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