26.05.14 | Kultur Steine gegen das Vergessen
Stadtarchiv und LWL-Industriemuseum erinnern an Opfer des Nationalsozialismus
¿Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.¿ Seit Anfang der 1990er-Jahre erregt der Kölner Künstler Gunter Demnig mit seinen Stolpersteinen europaweit großes Aufsehen. Nach der bewegenden ersten Hattinger Stolpersteinaktion im Jahr 2005 kommt es jetzt zu einer Neuauflage: es werden im nächsten Monat acht neue Stolpersteine verlegt.
Stadtarchivar Thomas Weiß schildert anhand vieler bislang unbekannter Dokumente, Fotos und Quellen die Schicksale der Menschen, derer mit den neuen Stolpersteinen gedacht wird. Das Leben dieser Menschen war zum Teil eng mit der Henrichshütte verknüpft.
Der jüdische Schlosser Alfred Markus war über 18 Jahre im Zentralkesselhaus der Henrichshütte beschäftigt. Seine vierköpfige Familie lebte von der Hütte. Die Tochter Inge war gerade zehn Jahre alt, als sie mit ihrer Familie Ende April 1942 in das polnische Ghetto Zamosc ¿umgesiedelt¿ wurde, eine Reise in den sicheren Tod.
Oskar Nagengast arbeitete als Ofenmann und Hüttenarbeiter, der Koch und Hüttenarbeiter aus der Bruchstraße überlebte die Schinderei in den unterirdischen Stollen im berüchtigten KZ Mittelbau-Dora nur wenige Wochen. Rudolf Sterner arbeitete nicht nur auf der Hütte, er starb auch dort: Im Arbeitserziehungslager auf dem Gelände der Henrichshütte wurde er wenige Wochen vor Kriegsende ermordet.
Ein weiterer Lebens- und Leidensweg betrifft das in Auschwitz ermordete jüdische Zahnarztehepaar Markes von der Bahnhofstraße. Die acht Biographien machen deutlich: ob Mann, Frau oder Kind, ob Arzt, Schülerin oder Arbeiter, ob katholisch, jüdisch oder evangelisch, der Nazi-Terror konnte jeden treffen.
Der Vortrag ist Teil des Rahmenprogramms der aktuellen Ausstellung ¿Stahl und Moral. Die Henrichshütte im Krieg 1914 ¿ 1945¿, die noch bis zum 9. November zu sehen ist. Der Eintritt zum Vortrag ist frei.
Pressekontakt
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Telefon: 0231 6961-127
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