21.05.14 | Kultur Als es dem Paderborner Bischof zu sehr stank
LWL erforscht den Marktplatz
Etwa 700 Jahre wartete der hölzerne Unterschuh in den schlammigen Schichten über dem Platzpflaster (im Hintergrund) auf seine Entdeckung durch Grabungsmitarbeiter Mirko Bahr (vorne links).
Foto: LWL/Spiong
Im Zuge der anstehenden Verschönerung des Platzes vor dem Paderborner Dom untersucht die LWL-Stadtarchäologie den Zustand des mittelalterlichen Platzes in teilweise über zwei Metern Tiefe.
Immer wieder sammelte sich seit dem 12. Jahrhundert stinkender Unrat zu mehr als 20 Zentimeter dicken Schichten auf dem ehemals sorgfältig gesetzten Pflaster des Paderborner Marktplatzes an. Sobald die Schlammschichten auf dem Platz vor dem Dom dem jeweiligen Bischof zu sehr stanken, ließ er sie mit einer steinigen Lehmschicht abdecken und neu Pflastern. So erhöhte sich der Platz im Laufe der Jahrhunderte um bis zu zwei Meter. Dort, wo man einst über barocke Freitreppen in die Häuser gelangte, kann man heute ebenerdig die Geschäfte betreten.
Bis zu sieben überwiegend mittelalterliche Pflasterlagen hat das Ausgrabungsteam bereits freigelegt. Jede Pflasterlage lag jeweils auf einer kompakten Lehmschicht, die für gute Erhaltungsbedingungen für Holz und Leder sorgte. So fanden die Grabungsarbeiter mehrere Schuhsohlen aber auch eine Holzschale. Ein besonderes Stück ist die Hälfte einer Holztrippe, ein Unterschuh, mit dem man trockenen Fußes durch den schlammigen Unrat waten konnte.
Auch eine vierte Klasse der Karlsschule in Paderborn war im Rahmen des ¿Kulturstrolche¿-Projektes der Stadt schon auf der Grabung am Markplatz. Die 17 Kinder und ihre Lehrerin Maria Schulte konnten sich am 13. Mai von den Funden selbst ein Bild machen. An zwei weiteren Terminen Ende Mai wird ihr Einblick in die archäologische Arbeit in der Stadtarchäologie Paderborn und im Museum in der Kaiserpfalz vervollständigt. Von ihren Erkenntnissen und Erlebnissen werden sie dann am 13. Juni bei der Abschlussveranstaltung aller Kulturstrolche in Paderborn berichten.
Führungen auf der Ausgrabung:
Bis Ende Juli immer dienstags um 17 Uhr. Die öffentlichen Führungen sind kostenfrei.
Pressekontakt
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Laura Verweyen, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-3504, laura.verweyen@lwl.org.
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 21.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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