08.04.14 | KulturLWL-Bildband öffnet den Blick auf die Alltäglichkeiten der Archäologie jenseits der Klischees
Ungewöhnlich sind die archäologischen Einblicke, die der Fotograf Thomas Kalak im neuen LWL-Bildband "Archäologie" gewährt. Foto: LWL/Thomas Kalak
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Münster (lwl). Der Fotokünstler Thomas Kalak hat Archäologie mit künstlerischem Blick, eingefangen: Zusammen mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat er den Bildband ¿Archäologie¿ herausgegeben, der mit einer Ausstellung im Düsseldorfer Landtag am Mittwoch (9.4.) seinen Einstand gibt.
Das Spielzeugmodell eines Bauwagens rollt quer über einen bunten Haufen von Plänen und Zeichnungen. Die Bildzeitung liegt zerknittert mitten auf dem mit alltäglichen Dingen vollgestopften Arbeitstisch. Dann füllt eine ganze Phalanx aus mit Erde gefüllten schwarzen Eimern das Bild. Auf dem nächsten Foto bahnt sich eine Distel mit ihrer Wurzel den Weg durch den sandigen Erdboden ¿ mitten hinein in das Profil eines archäologischen Schnitts.
¿Ich zeige die Alltäglichkeit ¿ möglichst sachlich, authentisch, unaufgeregt und leise¿, sagt Kalak, der selbst vor drei Jahrzehnten ein einjähriges Praktikum im ehemaligen Museum für Vor- und Frühgeschichte in Münster absolviert hat.
203 Fotos auf 232 Seiten: Die LWL-Archäologie für Westfalen, die sonst die wissenschaftlichen Ergebnisse ihrer Archäologen in Fachpublikationen veröffentlicht, hat ein Experiment gewagt. Für LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael M. Rind ist das eine Chance, den ¿überholten Klischees¿ zu begegnen. Dabei gehet es einerseits um die oft völlig falsch dargestellte Arbeitsweise, so Rind, aber auch um das Ansehen der Bodendenkmalpflege und damit verbundener Aktivitäten. Der Direktor des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe, Dr. Wolfgang Kirsch, sieht hier ¿die Gelegenheit, die Archäologie einmal in einem ganz anderen Licht und gerade für Laien viel greifbarer als sonst üblich zu präsentieren¿.
Hinter Kalaks ¿speziellem Blick für das vermeintlich Banale¿ offenbaren sich noch ganz andere Möglichkeiten. ¿Umfangreichere Einblicke in die Alltäglichkeit dieser Wissenschaft lassen sich nur schwer erlangen¿, stellt Rasmus Kleine als Leiter des Kallmann-Museums in Ismaning in seinem Vorwort fest. Thomas Kalak gewährt diese Momentaufnahmen in einen Bereich, der in den Köpfen vieler mit abenteuerlustigen Haudegen wie Indianer Jones oder schrulligen Wissenschaftlern vor verstaubten Bücherwänden verbunden ist. Fein sind seine Anspielungen auf diese Vorurteile, wenn ein Indianergesicht in das Bodenprofil geritzt und mit Taubenfedern geschmückt ist. Oder wenn ein Knochen senkrecht durch einen Pappkarton bricht.
Kalak bedient nicht die Erwartung von ¿entfernten touristischen Sehnsuchtsorten¿ und spektakulären ¿verborgenen Geheimnissen unserer Vergangenheit¿, als er gut zwei Jahre lang die westfälischen Archäologen nach eigener Aussage ¿auf Distanz aber auch ganz nahe¿ beobachtet hat. Dabei hat er eigene ¿falsche und veraltete Vorstellungen¿ über Bord geworfen, hat sich Zeit genommen, um sich ein eigenes Bild zu machen. Ob auf Ausgrabungen in Rheine, Löhne-Gohfeld, auf der Falkenburg oder Holsterburg, in der Restaurierungswerkstatt in Münster-Coerde oder in den Museen der LWL-Archäologie für Westfalen in Herne, Haltern und Paderborn: Dieses Buch ist für Kalak ¿eine Idee, genauer und feiner hinzusehen, subtiler und leichter darzustellen¿.
Für den 1965 geborenen Münchener, der bereits zahlreiche Fotoprojekte unter anderem in Thailand realisiert hat, für seine vorangegangene Veröffentlichung ¿Weltstücke¿ den IF Design Award gewann und für den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland nominiert war, ist seine Kunst ¿ein fortlaufender Prozess¿. Dabei interessieret ihn mehr, neue Wege auszuloten. Die Faszination für die Archäologie, die bei seinem Praktikum im LWL-Museum ¿mit kleinen, geheimnisvollen und dunklen Vitrinen¿ und ¿einer gewissen Ehrfurcht vor dieser für mich dunklen Wissenschaft¿ begann, ist 30 Jahre später immer noch da. Aber: ¿Die Fotografie hat mir mittlerweile auch andere Facetten als die rein wissenschaftlichen gezeigt ¿ ich sehe inzwischen mehr als nur das perfekt erhaltene antike Fundstück.¿ Auch für den Künstler selbst habe diese Bildereise durch den Alltag der Archäologie neue Perspektiven aufgezeigt ¿ und eine Auseinandersetzung mit der eigenen Entwicklung.
Zwölf seiner Bilder sind noch bis zum 16. April in einer Ausstellung im Düsseldorfer Landtag zu sehen. Die offizielle Eröffnung findet dort am 9. April um 9 Uhr statt.
Informationen zum Bildband:
Thomas Kalak: Archäologie, Darmstadt 2014, Verlag Philipp von Zabern
232 Seiten, 203 Fotografien
ISBN 978-3-8053-4801-0
Preis: 34,00 Euro
Der Bildband ist auch im LWL-Museum für Archäologie in Herne und in allen Buchhandlungen erhältlich.
Informationen zur Ausstellung im Düsseldorfer Landtag:
Die Ausstellung ist bis 16. April 2014 montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr zu besichtigen. Um Anmeldung wird gebeten unter Tel.: 0211/884-2129 oder E-Mail veranstaltungen@landtag.nrw.de.
Weitere Informationen unter http://www.landtag.nrw.de.
Biographische Informationen zu Thomas Kalak:
¿ geboren 1965
¿ lebt und arbeitet in München
¿ in den späten 70er/frühen 80er Jahren machte er sich einen Namen in der europäischen Skater-Szene in Deutschland, insbesondere auch in Münster
¿ 1985 begann er seine Arbeit als Fotograf in der Skater-Szene
¿ seit 1990 erweitern urbane Themen sein Repertoire mit dem Blick in internationale Metropolen jenseits der touristischen Eindrücke, zahlreiche Auszeichnungen und Nominierungen für Fotografie und Design wie IF Design Award, Deutscher Fotobuchpreis, Designpreis der Bundesrepublik Deutschland
¿ Arbeit an Buch- und Ausstellungsprojekten, u.a.: ¿Thailand ¿ Same same, but different!¿ ¿ ein Thailand-Portrait, ¿Weltstücke¿, ein Bildband mit Fundstücken von Reisen um die Welt
¿ Einzelausstellungen fanden zuletzt in der Bielefelder Galerie ¿van Laak und Bérenger¿ Bielefeld, ¿Micheko Galerie¿ München und im Kunstmuseum Pablo Picasso in Münster statt.
Achtung Redaktionen: Unterhalb dieser Pressemitteilung finden Sie einen kleinen Auszug des Buches von Thomas Kalak, als er zwei Jahre lang die Arbeit der LWL-Archäologie für Westfalen begleitete (PDF-Dokument).
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 21.000
Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen,
20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für
Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten-
und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit
wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen
Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die
Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein
Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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