20.08.13 | Psychiatrie ¿Klinik ohne Bett¿: neue Hilfe für junge Menschen mit psychischen Problemen
Warendorfer LWL-Tagesklinik-Leiter: ¿Das familiäre Netzwerk stärken¿
Das Team der neuen LWL-Tagesklinik Warendorf: Kathrin Wistorf, Psychologin, Christoph Mues, Psychologe, Jenny Arnold, Heilpädagogin und Florian Frank, Kinder- und Jugendpsychiater.
Foto: Christian Terolf/LWL
Fragen an den Tagesklinik-Leiter Florian Frank, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und ¿psychotherapie sowie für Kinder- und Jugendmedizin:
Herr Frank, was ist das Besondere an einer Tagesklinik für junge Menschen?
Frank: Zunächst die Gemeindenähe, sprich: relativ kurze Wege für Betroffene, wodurch eine intensive Zusammenarbeit mit dem sozialen Umfeld erfolgen kann. Dann die teilstationäre Behandlungsform, während der Therapie wohnen unsere Patienten zu Hause und müssen ihr vertrautes Umfeld nicht verlassen. Nicht zuletzt: Früherkennung und niedrigschwellige Hilfeangebote sind wichtige Instrumente im Kampf gegen psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Beidem dient auch die neue LWL-Tagesklinik in Warendorf.
Welche Erkrankungen der Seele werden dort behandelt?
Frank: Die Bandbreite reicht von emotionalen Störungen, krankhaften Ängsten oder Zwängen über Depressionen bis hin zu Kontakt- und Beziehungsstörungen. Manche dieser Krankheitsbilder können dazu führen, dass betroffene junge Menschen die Schule meiden. Auch dieses fachlich so bezeichneten ¿Schulabsentismus` wegen ist die Innenstadtlage unserer Tagesklinik ideal: Die direkte Nachbarschaft zu Gymnasium und Realschule macht uns besser wahrnehmbar für die jungen Menschen, deren Eltern und deren Lehrer.
Und wie finden die konkret Zugang zu Ihnen?
Frank: Der Kontakt geht einfach und schnell. Meist vermittelt der Kinder- oder Hausarzt einen ersten Beratungstermin. Unter 02581 9 49 270 können Interessierte aber auch telefonischen Direktkontakt mit uns aufnehmen. Ein erstes Beratungsgespräch kann in der Regel innerhalb von drei Wochen vereinbart werden. Darin wird meist schon entschieden, ob eine ambulante oder eine tagesklinische Behandlung nötig ist. Schon jetzt gibt es viele Behandlungsanfragen.
Wie geht es dann weiter?
Frank: Wir schauen genau hin, ob eine bzw. welche psychische Störung vorliegt. Das Tagesklinik-Expertenteam hilft dem Patienten, sich zu stabilisieren. Dazu dienen etwa Einzel- und Gruppentherapie, Reittherapie, Milieutherapie in einer Gleichaltrigengruppe sowie die heilpädagogische Entwicklungsförderung. Unterstützend kann eine medikamentöse Therapie hinzukommen. Um Eltern den alltäglichen Umgang mit ihren Kindern zu erleichtern, geben wir ihnen wichtige Informationen über deren Krankheitsbild. Umgekehrt wollen wir die elterliche Einschätzung zu ihrem Kind erfahren. Denn: Zur erfolgreichen Therapie eines psychisch erkrankten Kindes gehört immer der Einbezug seines sozialen Umfelds. Es gilt das familiäre Netzwerk zu stärken.
Hintergrund:
Knapp vier Millionen Kinder und Jugendliche leiden an psychischen Auffälligkeiten, sagt die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DKJP). Sie spricht von einem Anstieg um weitere zwei Millionen bis 2020.
Die neue Warendorfer Tagesklinik ist der LWL-Universitätsklinik Hamm für Kinder- und Jugendpsychiatrie angegliedert. Diese Mutterklinik (110 vollstationäre Betten für das Versorgungsgebiet Kreise Warendorf, Gütersloh, Soest, Unna und Stadt Hamm) hat weitere Tageskliniken mit insgesamt 60 Plätzen und Ambulanzen in Hamm, Rheda-Wiedenbrück, Bergkamen und Soest.
Pressekontakt
Karl G. Donath, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 21.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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