Zwangsarbeit im Dunkeln
Von Donnerstag bis Freitag (15. bis 16.6.) beschäftigen sich über 70 Fachleute und Laien auf Einladung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in seinem Preußenmuseum in Minden im Rahmen einer interdisziplinären Tagung mit der „Zwangsarbeit im Dunkeln“.
Seit 2015 macht die KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica die Stollenanlagen zugänglich, in denen die Häftlinge Zwangsarbeit leisten mussten. „Der NS-Terror war nicht nur weit weg, zum Beispiel im fernen Berlin oder im noch entfernteren Auschwitz. Der NS-Terror war auch hier bei uns, in der Region“, sagt LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. „Daher unterstützt der LWL aktiv die Gedenkstättenarbeit in der gesamten Region Westfalen-Lippe – auch durch Tagungen wie ‚Zwangsarbeit im Dunkeln‘“.
Diesen Prozess begleiten Fachleute aus Museen, Gedenkstätten und Hochschulen aus dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland. „Diese starke Vernetzung der Forschung ist wichtig“, so Dr. Marcus Weidner, einer der Organisatoren, „denn auch das System der Lager war hochgradig vernetzt. An der Gedenkstätte Porta Westfalica kann, wie an kaum einem anderen Ort in Nordrhein-Westfalen, das Zusammenwirken zwischen NS-Ideologie, Zwangsarbeit und Rüstungsindustrie veranschaulicht werden.“ Der Historiker erforscht am LWL-Institut für Westfälische Regionalgeschichte die NS-Topographie Westfalens.
Die Tagung organisiert er gemeinsam mit Thomas Lange, wissenschaftlicher Mitarbeiter der KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica. Die Vorträge thematisieren Gedenkstättenarbeit ebenso wie aktuelle Forschungen zur Zwangsarbeit im Nationalsozialismus.
Porta Westfalica kennen wohl nur wenige als Außenstelle des KZ Neuengamme (nahe Hamburg). Doch „ohne die kleinen Orte des Gedenkens ist das Bild nicht vollständig. Gerade die kleinen, dezentralen Gedenkstätten – in NRW sind es 31 – ermöglichen ja erst Erinnerungsarbeit vor Ort und niederschwellige Zugänge“, so Lange. Er muss es wissen: Denn auch in Porta Westfalica leisten Ehrenamtliche die Vermittlungsarbeit, das Instand-setzen der Gedenkstätte und mehr. Der Verein gründete sich 2009 aus engagierten Bürger:innen, um nachhaltig Erinnerungskultur in Porta Westfalica zu etablieren.