Kultur | 09.08.21 Zurück in der Lippe
Lippetal-Herzfeld (lwl). Vor zwei Jahren hatten Taucher:innen ein hochmittelalterliches Holzschiffes in der Lippe bei Lippetal-Herzfeld (Kreis Soest)…
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Warstein (lwl). Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) haben am vergangenen Mittwoch (27. Mai) oberhalb des Langenbachtals bei Wa…
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Warstein/Meschede (lwl). Im März 1945 - kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges - verübten Angehörige von Waffen-SS und Wehrmacht zwischen Warstein…
Liebe Kolleginnen und Kollegen, im März 1945 - kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges - verübten Angehörige von Waffen-SS und Wehrmacht zwisch…
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Westfalen (lwl). Frühjahr 1945: Binnen weniger Wochen besetzen alliierte Truppen ganz Westfalen. Stadt für Stadt, Dorf für Dorf werden zum Teil gegen…
LWL-Wissenschaftler:innen dokumentieren die Ermordung von 208 Zwangsarbeitern in der Endphase des Zweiten Weltkriegs.
Im Sauerland wurde zwischen dem 21. und 23. März 1945 eines der größten Kriegsverbrechen in der Endphase des Zweiten Weltkriegs verübt, das außerhalb von Konzentrationslagern und Gefängnissen stattfand. Angehörige der „Division zur Vergeltung“ – ein militärischer Großverband aus Wehrmacht und Waffen-SS – brachten an drei Orten im Arnsberger Wald 208 Zwangsarbeiter:innen aus Polen und Russland um. Verantwortlich für die Erschießungen war Hans Kammler, SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS.
Die Verbrechen in Warstein-Suttrop, Meschede-Eversberg und im Langenbachtal bei Warstein waren schon seit 1945 bekannt. Die Historiker:innen haben allerdings erst vor einigen Jahren begonnen, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Zwei Einrichtungen des LWL waren dabei federführend:
Das LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte in Münster hat die Hintergründe erforscht und das Ereignis aufgearbeitet, die LWL-Archäologie für Westfalen hat die drei Erschießungsorte eingehend untersucht. Die Forscher:innen fanden dabei rund 400 Gegenstände, die in Verbindung mit den historischen Akten den Ablauf der Massaker verstehen halfen.
Am umfassendsten waren die Funde am Ort der ersten Mordaktion. Im Langenbachtal bei Warstein hatte das Mordkommando Zwangsarbeiterinnen unter einem Vorwand in den Wald geführt, wo sie ihre persönlichen Gegenstände und ihre Kleidung am Straßenrand ablegen mussten. Die Frauen sollten wohl glauben, dass sie ihre Habseligkeiten wieder abholen können, um danach in eine neue Unterkunft zu gehen. Stattdessen wurden die Sachen nach der Ermordung der Zwangsarbeiterinnen an Bedürftige in der Gegend verteilt; das wenige Geld der Opfer stahlen die Soldaten für ihre Divisionskasse.
Viel Besitz war sowieso nicht zu verteilen: Die Menschen besaßen gerade mal die Kleidung, die sie am Leib trugen, und einige wenige Gegenstände. Die Forscher:innen fanden zum Beispiel ein Gebets- und ein Wörterbuch auf Polnisch, Schuhe und Teile der Kleidung wie bunte Knöpfe und Perlen zum Aufnähen oder auch einige Gebrauchsgegenstände wie Geschirr und Besteck.
Den Ablauf der Tat machten auch die Spuren der Täter deutlich. Im Wald wurden Patronenhülsen gefunden, die belegen, dass die meisten Zwangsarbeiterinnen an einer Bachböschung erschossen wurden, andere aber auch versucht hatten, zu fliehen: Einige Projektile lagen weit verstreut im umliegenden Wald.
Unterschiedlicher Umgang mit dem Verbrechen
Die Tat auf der Eversberger Kuhweide blieb so lange geheim, bis die englische Militärbehörde im November 1946 einen anonymen Hinweis erhielt. Die Alliierten sorgten dafür, dass die Toten Ende März 1947 exhumiert und auf dem Waldfriedhof Fulmecke in Meschede beigesetzt werden konnten. Von den Morden bei Suttrop und Warstein wussten die amerikanischen Truppen dagegen schon kurz nach der Befreiung. Der US-Kommandant befahl ehemaligen NSDAP-Mitgliedern aus beiden Orten, die Leichen auszugraben, und ließ die gesamte Bevölkerung einschließlich der Kinder an ihnen vorbeiziehen. Anschließend mussten die ehemaligen „Parteigenossen“ die Toten nahe der Erschießungsstelle bestatten. Um das Verbrechen für die Nachwelt zu dokumentieren, fotografierten und filmten die Amerikaner den gesamten Vorgang.
Ihre letzte Ruhe fanden die ermordeten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus Suttrop und Warstein schließlich im Jahr 1964, als sie ebenfalls auf den Waldfriedhof Fulmecke umgebettet wurden. Dabei konnten einige Menschen anhand ihrer Papiere identifiziert werden, die man – obwohl die gesetzlichen Regelungen es anders vorsahen – am neuen Grabort anonym beisetzte. Zudem verschleierten irreführende Inschriften auf den Erinnerungssteinen den Bezug zur Mordtat.
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit den Morden hat mehrere Ziele.
„Die Ergebnisse sollen nicht nur die Ereignisse und die Aufarbeitung durch die Justiz nach 1945 dokumentieren, sondern sollen auch für erinnerungskulturelle Projekte eingesetzt werden, etwa der Neugestaltung des Mescheder Friedhofs Fulmecke, auf dem die Mordopfer heute ruhen", sagt der LWL-Historiker Dr. Marcus Weidner. Ziel könne sein, die Orte, die im Zusammenhang mit den Mordaktionen stehen, durch Tafeln zu kennzeichnen und im Rahmen eines „Erinnerungspfads“ als zusammenhängende Orte der Zeitgeschichte erfahrbar zu machen. Weidner: „Dies jedoch setzte voraus, die Tatorte mit Unterstützung der Archäologie zu verifizieren und die dort vermuteten Hinterlassenschaften der Opfer für die Nachwelt zu bergen.“ Der LWL-Archäologe Dr. Manuel Zeiler bestätigt das: „Begehungen mit Metallsonden und die daran anschließenden archäologischen Ausgrabungen erbrachten nicht nur weiterführende Erkenntnisse zu den Tatorten mit einer Vielzahl an Funden. Diese interdisziplinären und systematischen Forschungen sind bislang bei NS-Tatorten in Deutschland einzigartig.“
„Wir erleben seit einigen Jahren die Verharmlosung und zunehmende Leugnung der Verbrechen des Zweiten Weltkriegs und der NS-Diktatur“, sagt Löb. „Gerade aber die Mordaktionen sind beispielhaft für diesen Bestandteil unserer Geschichte, dem wir uns stellen müssen.“
Für den ehemaligen LWL-Direktor Matthias Löb nimmt der LWL mit seinen Forschungen ganz bewusst eine gesellschaftliche Verantwortung an. Nach über 70 Jahren gelinge es, dieses Verbrechen des Nationalsozialismus in der Endphase des Zweiten Weltkriegs in Deutschland weiter aufzuhellen. Die Forschungsergebnisse seien darüber hinaus substantiell für eine Erinnerungskultur.
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Foto: LWL/Manuel Zeiler
Foto: LWL/Kathrin Nolte
Es fanden drei Grabungen statt, bei denen Ehrenamtliche unterstützten. Foto: LWL/Kathrin Nolte
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