06.12.19 | Jugend und Schule LWL-Tagung zu 30 Jahre UN-Kinderrechtskonvention
Trotz Verbesserungen Chancengleichheit noch weit entfernt
Dieter Gebhard, Vorsitzender der LWL-Landschaftsversammlung (v.l.), Staatssekretär Andreas Bothe, LWL-Jugenddezernentin Birgit Westers, LWL-Direktor Matthias Löb und und Lena Behnke, Sprecherin des Kinder- und Jugendrates NRW zogen eine Bilanz nach 30 Jahren UN-Kinderrechtskonvention.
Foto: LWL/Stephan
Vor 30 Jahren haben die Vereinen Nationen die UN-Kinderrechtskonvention verabschiedet, die auch Deutschland unterzeichnet hat. Mit der Frage, was in den vergangenen 30 Jahren bisher erreicht worden ist, beschäftigten sich 150 Expertinnen auf der Tagung "Kinderrechte in Deutschland - zwischen Anspruch und Wirklichkeit", die der LWL zum Jubiläum der Kinderrechte veranstaltet hat.
Dieter Gebhard, Vorsitzender der LWL-Landschaftsversammlung, sieht Handlungsbedarf der Politik: "Ich halte die Aufnahme von Kinderrechten in das Grundgesetz für überfällig. Damit wäre eine entscheidende Verpflichtung, dass bei allem Handeln in Verwaltungen und in der Politik die Bedürfnisse junger Menschen ohne Wenn und Aber Berücksichtigung zu finden haben."
Das forderte auch Lena Behnke, Sprecherin im Kinder- und Jugendrat: "Zwar hat man im Alter zwischen acht und 18 Jahren meist nicht studiert, keine bis wenig Berufserfahrung gesammelt, weder ein Haus gebaut, noch die halbe Welt bereist, aber dennoch haben wir eine eigene Meinung", so die 19-Jährige. "Wir betrachten die Dinge aus einer Perspektive, die man eben mit all den aufgezählten Erfahrungen nicht mehr hat. Es kommt auf die Perspektive an, denn wer kann wohl besser beurteilen, in welchem Takt die Busse am sinnvollsten fahren sollten, welcher Spielplatz besser ausgestattet werden müsste, welcher Standort am besten für das neue Jugendzentrum geeignet ist, als diejenigen, die direkt davon betroffen sind."
"In Sachen Beteiligung sind wir in NRW auf einem guten Weg - zu dem Ergebnis kommt auch der erste Kinderrechte-Index, den das Deutsche Kinderhilfswerk am vergangenen Mittwoch vorgestellt hat. Jetzt kommt es darauf an, die Kinder- und Jugendbeteiligung in der Fläche strukturell zu verankern", so Birgit Westers, LWL-Jugend- und Schuldezernentin. "Es kann nicht vom Zufall oder von einzelnen Akteuren abhängen, ob und wie Kinder und Jugendliche an wesentlichen Gestaltungs- und Entscheidungsprozessen beteiligt werden. Hier braucht es verbindliche Regelungen über die Verfahren und Instrumente. Echte Beteiligung setzt aber insbesondere auch ein Umdenken bei den erwachsenen Entscheidungsträgern voraus. Hier braucht es Vertrauen in die Meinung der Jugend, aber auch die Bereitschaft, eigene Entscheidungsbefugnisse und Macht abzugeben".
"Wir wollen die Kinderrechte stärken und sichtbarer machen. Dazu gehört auch die Verankerung im Grundgesetz, um zu verdeutlichen: Alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland haben die gleichen Rechte - egal woher sie kommen, welcher Religion sie angehören oder in welcher Situation sie leben", sagte Kinder- und Jugendstaatssekretär Andreas Bothe.
Mit der UN-Kinderrechtskonvention hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen deutlich gemacht, dass Kinder von Anfang an Träger der Menschenrechte sind. "Weil sie nun einmal sehr jung sind, haben Kinder meist nur mit Hilfe von Erwachsenen, die sie in ihren Anliegen unterstützen, Zugang zu ihren Rechten", sagte Claudia Kittel Leiterin der Monitoringstelle beim Institut für Menschenrechte in Berlin. Die UN-Kinderrechtskonvention habe deshalb betont, dass Kinder selbst Rechte haben und die Rolle der Erwachsenen darin liege, sie zu unterstützen diese Rechte wahrzunehmen. "Das kann nur richtig umgesetzt werden, wenn die Kinder daran beteiligt werden", so Kittel weiter.
Mit ungewohnt lauten Tönen und kräftigen Botschaften im Plenarsaal des LWL brachten sechs Jugendliche das Thema Kinderrechte musikalisch auf den Punkt.
Foto: LWL/Nobbe
Pressekontakt
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
LWL-Landesjugendamt, Schulen, Koordinationsstelle Sucht
Warendorfer Straße 25 48145 Münster Karte und RoutenplanerDer LWL im Überblick
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
Zu allen Pressemitteilungen des LWL Zu allen Pressemitteilungen dieser LWL-Einrichtung