21.08.19 | Kultur Manuelle Glasfertigung soll auch weltweit Kulturerbe werden
Fachleute diskutierten Strategien für eine UNESCO-Bewerbung
Internationales Treffen zum Immateriellen Kulturerbe in der Glasfachschule Zwiesel.
Foto: Sven Bauer
Das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) hatte bereits 2015 die Bewerbung für das nationale Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes gemeinsam mit der Glashütte Lamberts in Waldsassen (Oberpfalz) sowie dem Glasstudio im Museum Baruther Glashütte (Brandenburg) betrieben. Auch in Finnland, Frankreich, Spanien und in der Türkei ist die Kulturtechnik in die jeweiligen nationalen Verzeichnisse aufgenommen worden. Diese Länder streben jetzt, unterstützt von weiteren Partnern, eine intensive Zusammenarbeit im Rahmen einer multinationalen Bewerbung an.
Ob die Initiative die nächste Hürde nimmt, entscheidet sich im Herbst diesen Jahres. "Dann wird das Expertenkomitee in Berlin voraussichtlich über die Aufforderung zur UNESCO-Nominierung entscheiden", so Katrin Holthaus.
Tagung in Zwiesel
In Arbeitsgruppen diskutierten die Teilnehmer in Zwiesel die gegenwärtige Situation der noch existierenden Glashütten und die Tradierung der handwerklichen Techniken. Kaum 1000 Fachleute können in Deutschland noch manuell Glas blasen. Auch andere Länder erleben einen rapiden Verlust dieser Kulturtechnik. Ein Problem ist der fehlende Nachwuchs. Deshalb verständigten sich die Fachleute darauf, die Ausbildung attraktiver zu gestalten. Außerdem sollen Maßnahmen entwickelt werden, die eine internationale Zusammenarbeit und den Austausch von Glasmachern fördern. "Auch im LWL-Industriemuseum Glashütte Gernheim werden die nächsten beiden Jahren deshalb ganz im Zeichen dieser handwerklichen Praxis stehen", so Holthaus.
Hintergrund
Die manuelle Glasherstellung ist eine Jahrtausende alte kulturelle Ausdrucksform, die in bestimmten Regionen und "Orten punktueller Industrie" betrieben wurde und dort oft kulturprägend wirkte. Noch heute üben Glasmacher das Handwerk in epochenübergreifender Praxis mit kaum veränderten Werkzeugen (Glasmacherpfeife, Zwackeisen, Glasmacherschere, Holzformen und Wulgerlöffel) sowie in Arbeitsteilung aus. International existieren noch drei Hütten, die Flachglas im Mundblasverfahren herstellen. Vereinzelt arbeiten Glasmacher in Industrieglashütten zur Fertigung von Kleinserien oder Unikaten. In den vergangenen Jahren produzierten international zunehmend kleine Hohlglashütten im Mundblasverfahren. Daneben entstehen die kunstgewerblichen oder künstlerisch ausgerichteten Glasstudios, die sich vor allem der ambitionierten Gestaltung von Unikaten und Kleinserien widmen.
Pressekontakt
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Tim Penning, Glashütte Gernheim, Tel. 05707-9311-22
Der LWL im Überblick
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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