18.06.19 | Kultur Die Botschaft historischer Ziegelbauten
Erzählcafé im LWL-Ziegeleimuseum Lage
Rückbesinnung aufs Mittelalter: Malakowturm der Zeche Hannover.
Foto: LWL/Hudemann
In seinem Vortrag beleuchtet der Historiker unter anderem den Weiterbau des Kölner Doms, den der preußische König Friedrich Wilhelm IV. 1842 in einer programmatischen Rede als Zeichen für ein neues Zeitalter proklamierte. Dieses Bauvorhaben hatte eine immense Signalwirkung. Danach entstanden zahlreiche neugotische Kirchen, nicht nur in Deutschland und Europa, sondern weltweit.
Die Neugotik wurde zudem auch vielfach bei Profanbauten eingesetzt, bei Schlössern und Rathäusern, bei Kasernen und Schulen, Fabrikhallen und sogenannten Malakowtürmen - Fördertürmen von Steinkohlenzechen im Ruhrgebiet, die an mittelalterliche Burgen erinnern. "Prachtvolle Architektur sollte auf wirtschaftliche Bedeutung hinweisen, wuchtige Bauformen sollten einschüchtern, Türme den Anspruch auf Macht und Autorität transportieren", so der Referent.
Die industrielle Revolution verlief zeitgleich zur romantischen Rückbesinnung auf das Mittelalter. Der Historismus wurde somit zum politischen Programm umgedeutet: Die neugotischen Gebäude sollten in der Bevölkerung den Geist eines idealisierten Mittelalters verankern, das durch Gesellschaftsharmonie geprägt gewesen ist. Mit Hilfe dieser Mittelalterbegeisterung wollten die politisch und ökonomisch Mächtigen gesellschaftliche Konflikte, Konfessionsneid, Völkerfeindschaft und Klassenhass entschärfen.
Das Erzählcafé will an diese Entwicklung erinnern und zugleich den Blick schärfen. Parent: "Die künstlerische Qualität von Ziegelarchitektur wurde lange übersehen. Sie verdient unsere Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Sie ist allerdings auch Ausdruck von Interessen und Machtansprüchen. Und sie spiegelt Kultur- und Klassenkämpfe wider."
Der Eintritt ist frei.
Pressekontakt
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Regina Latyschew, LWL-Industriemuseum Ziegelei Lage, Tel. 0151 40635050
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